Der Otzler

Die Spezies der Otzler genau zu beschreiben fällt schwer. Es gibt große und kleine Otzler, schlanke und ehemals schlanke. Die Wohnorte reichen vom Landkreis und der Stadt Würzburg über Bamberg bis in die Landeshauptstadt nach München.

Der eine ist Club-Fan (oder Sympathisant), der andere favorisiert die Bayern, wobei das nichts mit dem Wohnort zu tun hat. Auch die Berufe sind verschieden.

Manch einer ist aktiver Otzler geblieben und nimmt an den jährlichen Pfingstwanderungen in Breitenbach oder dem Hallenturnier in Veitshöchheim teil, ein anderer ist zumindest noch Otzler im Herzen.

Der Otzler 2017

Es gibt also kein eindeutiges Merkmal, dass ihn von den anderen Bewohnern dieses Planeten unterscheidet. Trotzdem soll hier eine Beschreibung versucht werden.

Wenn ihr also jemanden kennt, der Fußball und gutes Essen mag, es gerne gemütlich hat und dazu gerne mal ein Bier trinkt, dann könnte dieser Jemand ein Otzler sein. Gut – bevor nun 95% der Frauen behaupten: „Mein Mann ist Otzler!“, sollten wir die Beschreibung noch ein wenig genauer halten: Treffen also die oben genannten Punkte zu und hat dieser Jemand ein wunderschönes Langarmtrikot in lila, ein blaues Kurzarmtrikot sowie schwarz-lila geringelte Stutzen und eine viel zu knappe gelbe Hose im Schrank, dann dürfte es sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um einen Otzler handeln.

Der Otzler an sich macht nicht viel, aber wenn, dann entweder ganz (Turniersiege vor vielen Jahren u.a. in Gafflenz, den Kühlschrank mit dem abgelaufenen Wieselburger im Hoppala ganz leer), halb (vorgenommene Wanderungen (selten), den Bus auf der Heimfahrt halb voll, Fußballturniere in Breitenbach Samstag ja, Sonntag nein) oder gar nicht (Pfingstfahrt 1996, Danke Pfaui!)

Schauen wir in die Geschichte:

Im Jahr 1991 nahmen einige mehr oder weniger talentierte Fußballer, die sich aus der Schule, aus dem Verein oder aus dem Würzburger Nachtleben kannten an einem Stammtischturnier teil. Dies gefiel den Beteiligten so gut, dass sie im Jahr darauf beschlossen, an einem weiteren Stammtischturnier in Herbsen in Hessen teilzunehmen. Zu diesem Zweck wurden dann auch besagte lilafarbene Trikots angeschafft. Obwohl einige Teams aus Potsdam an diesem Turnier „ein bisschen Hertha kieken“ wollten und ihren ohnehin harten Körpereinsatz noch steigerten, machte auch dieser Ausflug Spaß und aus den Wochenendausflügen wurde ein schöner Brauch, der jedes Jahr an Pfingsten bis heute Bestand hat.

Der Name FC 91 Otze bezieht sich auf den ehemaligen Bundesligaspieler Frank Ordenewitz und den bekannten Ausspruch dessen Trainers Rutemöller „Mach et Otze“.

Es folgten Turnierteilnahmen mit Erfolgen im sportlichen Bereich (Turniersiege u.a. in Gafflenz), Bekanntschaften (Bergsteiger, Seppa in Gafflenz) und vor allem viel Spaß auf dem Platz, im Quartier, im Pressluftschuppen oder der Genickschussdiele. Der Otzler war zu diesem Zeitpunkt auf dem Höhepunkt, auch in wirtschaftlicher Hinsicht (Otze-Imperium).

Die Medienlieblinge von „Wacker Randsacker“ konnten in Unterzahl besiegt werden und die Zone 30 wurde zum harten Konkurrenten.

Es gab aber auch Rückschläge: Das Turnier in Götzens mit seiner familiären Atmosphäre, als man bei gefühlten 200 Mannschaften nach nur einer Niederlage ausgeschieden war. Udo brauchte damals lange, um die geknickten Otzler wieder aufzurichten.

Doch es ging wieder bergauf. In Breitenbach am Inn konnten wir noch zwei Vizetitel erringen, wobei ein Finale gegen die chilenische U21 Nationalmannschaft der Schweiz erst nach Elfmeterschießen verlorenging und im Skandalspiel bei unserem letzten Finale der Schiedsrichter unserem Wunsch nach verkürzter Spielzeit einfach entsprach und unsere Aufholjagd nach 0:3 auf 2:3 damit ein jähes Ende fand.

Vor allem fanden wir in Breitenbach aber Unterschlupf bei den Kaindls. Die Moni und der Josef mit ihren Söhnen Josef und Phillipp sind immer freundlich, geduldig und kommen offensichtlich mit sehr wenig Schlaf aus. Daher ist diese Pension seit einigen Jahren Stammquartier beim Pfingstausflug geworden.

Der Pfingstausflug an sich hat sich aber gewandelt: Nachdem wir im Lauf der Zeit unseren Ehrgeiz auf dem Platz mehr und mehr verloren und die Freude am Wandern entdeckten, beschlossen wir, es mit dem Fußball sein zu lassen und lieber Wandern zu gehen. Dabei kamen schöne Wanderungen durch die Tiefenbach Klamm (noch zu Lebzeiten des „Schadbären“ Bruno), die Kundler Klamm und zurück mit zwölf Mann im gecharterten Reisebus, auf die Bayreuther Hütte, im Alpbachtal (Holzalm, Reither Spitze) und die traditionelle Seen-Wanderung zu Stande. Dabei verbrennt der Otzler Kalorien, so dass ihm 2-3 warme Speisen am Tag einfach zustehen.

Auch die Parkplätze vor dem Haus werden kaum mehr beansprucht, denn der Otzler setzt bei An- und Abreise mittlerweile auf die Bahn und leistet daher seinen Beitrag zu einem sauberen Klima.

Bleibt zu hoffen, dass der Brauch des Pfingstausflugs auch noch über das 30-jährige Bestehen hinaus lange Bestand hat, so dass wir uns alle ab spätestens August wieder auf das nächste Jahr freuen können.

Schorsch, im August 2009